Lichtscheu - Scherbenwelt (Rezension)

Gegründet haben sie sich im Jahre 2011 und starteten mit ihrem Debüt Album "Träum süß". Im Jahr 2016 erschien am 10. Januar, das zweite Album "Scherbenwelt". Lichtscheu spielen einen Mix aus dunklen, romantischen Rock mit Ambitionen zum Metal. Scherbenwelt ist ein Album, welches beim ersten durch hören ziemlich düster, melancholisch und traurig wirkt, beschreibt es doch den ständigen Kampf mit sich selbst und seinen Dämonen im Leben. Das dieses Leben einfach sei, hat niemand behauptet. Dennoch schöpfen die Song einem bei weiteren Durchläufen auch gleichzeitig ein nachdenkliches aber positives Gefühl entgegen. Songs, die zum Nachdenken anregen und worin man neue Lebenskraft ziehen kann. Die Texte kommen sehr ehrlich rüber, da die Stimme von Angela mit klarem aber doch tiefen und zum Teil ernst zu nehmenden, verletzten Gefühlen herüber kommt. Ein gebrandmarktes "Kind" offenbart hier ihre Seele nieder. Doch bevor ich euch zu viel vorweg nehme, beleuchte ich das Album einmal für euch.

1. Scherbenwelt

Der Titeltrack ist gleichzeitig das Intro und beginnt mit einer Art Feenstaub und einem sanften Höhlentropfen. Der langsame Grundsound, die weichen Drums und Gitarren, die Stück für Stück rockiger werden, versetzen den Song in einem magisch rockigen Flair, der zum tanzen einlädt. Doch bleibt der Sound im Allgemeinem ruhig. Ein Song der zu dieser Zeit ziemlich hineinpasst. Denn unsere "Ideale" und Vorbilder sterben gefühlt jeden Tag immer mehr weg. Daher sei du ein ideales Vorbild und bewege etwas.

2. Nie geboren
In dem Song "Nie geboren" dreht es sich um ein gebrandmarktes Kind, welches am liebsten nie geboren sein möchte. Dieses Kind möchte gern jemand anderes sein, welches von anderen Menschen gemocht, toleriert und geachtet wird. All diese Gefühle scheinen bei diesem Kind nicht mehr vorhanden zu sein und es fühlt sich "Tod" und unlebendig. Der erste Schritt in Richtung einer Depression.

3. All dein Leid
Hier geht es quasi mit dem gleichen Thema des vorherigen Liedes weiter. Man möchte am liebsten jemand anderes sein. Um diese Last von der Außenwelt und dritten ertragen zu können, baut man sich stillschweigend einen Schutzwall auf, denen Menschen, die zufällig dann doch gutes im Schilde haben nur noch sehr schwer durchbrechen können. Ist das Vertrauen und das Gefühl von Schutz, Anerkennung und Gutherzigkeit weg, ist es ein langer Weg sich diese Eigenschaften wieder zurückzugewinnen. Ein ruhiger und sanfter Song. Die Stimme von Angela gleicht hier ebenfalls ein wenig an der von Sonja Kraushofer, die bekanntermaßen bei L' âme Immortelle die Vokalistin bildet.

4. Zum Tanze bei Nacht

Hier treffen Sprachgesang von Angela und Piano zusammen.
Für viele Hörer wird der Song wahrscheinlich eine Erzählung sein, in dem es darum geht das alle Tage schwarz, hässlich und negativ sind. Doch wer genau hinhört, könnte da auch die Erzählung und die Poesie eines Anhängers aus der Gothic Szene erkennen. Das Licht ist ihm zuwider. In der Dunkelheit findet er seinen Frieden und seine Ruhe. Der Glanz (der hier die Mode darstellen soll) erdrückt die Generation Schiffer und Co. Im Underground lebt es sich leichter.

5. Lichtscheu

Ein beginnender rockiger Start der Gitarren leitet diesen Song ein, eher die Drumms dann dazu einsteigen.

Es handelt sich hier um die Gesellschaft, die heute die Wahrheit nicht mehr ertragen kann und somit die Gegenwart, das hier und jetzt zerstört. Doch es gibt eine lichtscheue Spezies, die man am Tage selten sieht. Wenn diese dann doch am Tage erscheint, dann wird diese verkannt und verurteilt. Dabei sind die Gruftis meist das ehrlichste Volk mit dem gutmütigsten und liebenswertesten Verhaltensweisen.

6. Schweigen

Hier einen fetten Rocksong zumachen wäre sicherlich eine witzige Nummer, doch würde es in dieses Konzeptalbum, wo doch der tiefere Gefühlssinn aufsteigen soll, nicht passen. Daher haben sie sich, wie der Name schon vermuten lässt, für eine Ballade entschieden. Das Thema dreht sich hier um Gleichgültigkeit, angetrieben meist durch falschen Stolz oder Scham sich zu blamieren oder minderwertig zu fühlen. Blickt zurück in die bessere Zeit und seht, dass Einsicht meist der Schlüssel zum Erfolg ist. Ein sehr ruhiger Song, der mit einer sehr sanften, verzauberten klaren Stimme daherkommt.

7. Das Schwarze Heer

Der Song hat melodisch gesehen, viel von Within Temptation oder der Band Nightwish, wo Tarja Turunen noch die Frontfrau gewesen ist, gemeinsam. Angela ist in diesem Song auch stimmlich sehr nah an Sharon von Within Temtation oder aber auch an Sonja Kraushofer von L' âme Immortelle dran, welches mich als Hörer beider Bands natürlich begeistert und neugierig macht. Lichtscheu hat sich hier garantiert den ein oder anderen Hörer dazu gewonnen. Ein mystischer Song, indem es um den Dämonen handelt, der zum Beispiel auch bei Depressionskranken vorkommt. Jeden Tag kann es ein anderer Dämon sein. Jeden Tag startet ein neuer Kampf. Ein Teufelskreis! - Klarer Geheimtipp der Platte -

8. Unendlich (Frei)

Rockiger und fieser geht es in diesem Song weiter. Hier wird beschrieben, was es heißt anders zu sein.
Mit starren Blicken schauen sie dich an, im inneren weißt du aber, du bist frei. Der Backround Gesang "Unendlich frei, ..." macht den Song zum Ende hin noch mal etwas düsterer.

9. Dein Hass

Der Hass zerstört alles. Deshalb lasse lieber die Wut heraus. Schreie diese zum Beispiel in den Liedern weg, bevor daraus Hass entsteht. Wut ist gut, die man jeden Tag herauslassen sollte, Hass hingegen wächst zur Gewalt heran und endet im Terror und auf diese Ernte kann die Menschheit doch getrost verzichten.
Gibt es nicht schon genug Trostlosigkeit auf diesem Planeten. Zum Song, obwohl Angela nicht sehr wütend oder aggressiv in diesem Lied singt, so untermalen die härteren Gitarrenriffs doch eine leichte Grundaggressivität, welches den Song realistischer im Thema werden lässt.

10. Fremder

Fremd und doch irgendwie alle gleich. Jeder ist sich nur so lange selbst fremd, bis er sich selber gefunden hat. So in etwa könnte man dieses Lied thematisch am einfachsten Beschreiben.

Fazit: Was macht Lichtscheu aus? Ihre ehrliche Art ihre Musik in Texte zu packen und dabei in die tiefe zu gehen, so, dass man das Gefühl bekommt diese Situation haben sie selbst schon einmal erlebt und wissen daher, von was sie singen. Der rockige, dunkle, Sound gepaart mit einer emotionalen und gefühlsbetonten Stimme, die diese lyrischen Werke aus dem Leben aufgreift und somit im Gedächtnis bleibt. Lichtscheu sollte man wirklich weiter auf ihrem Weg verfolgen. Ich denke, das sich ein passendes Label baldigst finden wird, denn gönnen tue ich es der Band allemal. Doch lieber Labellos und sich nicht verbiegen lassen, anstatt ein perfekt aufgezeichnetes Studioalbum, worin die Ehrlichkeit in ihren Texten verliert.

Anspieltipps: Zum Tanze bei Nacht, Lichtscheu, Schweigen

Geheimtipp Schwarze Herr

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